Gutartige Vergrößerung der Prostata
Im Laufe des Lebens kommt es zu einer gutartigen Vergrößerung der Prostatazellen. Der medizinische Begriff dafür ist: Benigne Prostatahyperplasie (BPH). Diese natürliche Entwicklung kann u.a. Beschwerden beim Wasserlassen verursachen.
Entwicklung der Prostata
Bei einem 20-jährigen Mann ist die Prostata ungefähr so groß wie eine Kastanie und wiegt circa 20 Gramm. Etwa ab dem 40. Lebensjahr wächst das Zwischengewebe und die äußeren Drüsen der Prostata – vor allem vor und seitlich der Harnröhre. Zuerst verdrängt dieses neue Gewebe der Übergangszone das restliche Gewebe, später wird das ganze Organ größer. So kann die Prostata groß wie ein Apfel oder größer werden.
Diese natürliche Vergrößerung der Prostata nennt man eine benigne Prostatahyperplasie (BPH). Ab dem 50. Lebensjahr ist jeder zweite Mann davon betroffen. Mit 75 Jahren haben fast alle Männer eine vergrößerte Prostata. Das heißt nicht, dass alle diese Männer auch Beschwerden mit der Prostata bekommen!
Warum vergrößert sich die Prostata?
Die genaue Ursache, warum die Prostata im Laufe des Lebens wächst, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Es gibt Risikofaktoren wie das Alter, die genetische Veranlagung und der Lebensstil. Alternde Zellen sterben später ab, wodurch sich die Anzahl von Muskel- und Bindegewebszellen in der Prostata erhöht. Und auch Sexualhormone scheinen eine wichtige Rolle zu spielen.
Veränderungen im Hormonhaushalt
- Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil von Androgenen im Blutspiegel ab. Androgene sind männliche Geschlechtshormone – allen voran das Testosteron.
- Gleichzeitig nimmt der Blutspiegel des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG) zu. Dieser Eiweißstoff bindet das Testosteron an sich. Es bleibt also weniger freies Testosteron übrig.
- Dafür nimmt die Aktivität des Enzyms 5-alpha-Reduktase in der Prostata zu. Dieses Enzym wandelt Testosteron in das aktivere Dihydrotestosteron (DHT) um.
- Auch der Anteil von Östrogenen im Blutspiegel nimmt im Laufe des Lebens zu. Östrogene zählen wie Androgene zu den Sexualhormonen des Mannes. Ohne sie würde es z.B. keine reifen Samenzellen geben.
Zur Frage, warum die Prostata mit zunehmendem Alter wächst, gibt es laufende Studien. Da Testosteron und sein Stoffwechselprodukt DHT das Wachstum der Prostata stimulieren, häufen sich die Hinweise, dass sie für die Vergrößerung der Prostata mitverantwortlich sind.
Bei schweren Fällen einer Prostatavergrößerung und beim Prostatakarzinom gibt es Möglichkeiten, durch eine Hormontherapie Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung zu nehmen.
Das gutartige Prostatasyndrom (BPS)
Wenn die Prostatahyperplasie Beschwerden verursacht, dann spricht man vom gutartigen Prostatasyndrom (BPS). Da sich die Prostata direkt unterhalb der Blase befindet, kann eine vergrößerte Prostata die Harnröhre einengen. Der ständige Druck des vergrößerten Organs kann auch die Blasenmuskeln schwächen. Das führt zu Problemen mit dem Harndrang und dem Harnabfluss.
Symptome bei einer vergrößerten Prostata
- vermehrter Harndrang, insbesondere nachts
- Schwierigkeiten zu Beginn des Urinierens
- schwacher oder unterbrochener Harnstrahl
- Unfähigkeit zu Urinieren (Harnverhaltung)
- Gefühl, die Blase würde nicht richtig leer
- Nachtröpfeln
- plötzlich starker Harndrang mit oder ohne Inkontinenz
Solche Probleme beim Wasserlassen sind bei einer vergrößerten Prostata häufig. Sie werden als Symptome des unteren Harntraktes (Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS) bezeichnet. Ärzt*innen unterscheiden hierbei
- Harnblasenstörungen und
- Harnspeicherstörungen.
Andere Symptome von Prostata-Erkrankungen
Auch andere Schmerzen oder Probleme könnten mit einer zu großen Prostata in Zusammenhang stehen:
- Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit
- Schmerzen an der Prostata
- Rückenschmerzen oder Schmerzen in Becken, Hüften oder Oberschenkeln ("Ischias-Schmerzen")
- schmerzhafte oder verminderte Ejakulation
- weniger starke Erektion oder Impotenz
Diagnostik bei Prostatavergrößerung
Um solche Prostata-Symptome genau zu diagnostizieren, stehen in der Urologie einige Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Diese sind auch notwendig, da sowohl Blasenentzündungen als auch Prostatakrebs ähnliche Beschwerden hervorrufen können.
Dazu gehören die ausführliche Befragung, das Abtasten der Prostata und die Bestimmung des PSA-Wertes. Auch eine Ultraschalluntersuchung, eine Uroflowmetrie oder ein Miktionsurethrogramm sind möglich. Und eine Urinprobe gibt Aufschluss über Begleiterkrankungen wie Entzündungen der Harnwege. Wenn nötig, können ergänzend eine Blasenspiegelung oder eine Gewebeprobe durchgeführt werden.
Bei diesen Untersuchungen können auch bösartige Veränderungen des Prostatagewebes ausgeschlossen werden.
Eine vergrößerte Prostata ist keine Krankheit,
sondern ein altersbedingt natürlicher Vorgang. Probleme mit dem Wasserlassen könnten trotzdem Anzeichen von Prostatakrebs sein. Schieben Sie den Arztbesuch also bitte nicht auf die lange Bank, wenn Sie Beschwerden haben! Und gehen Sie zur jährlichen Prostata-Vorsorge.
1. Beratung durch niedergelassene Urolog*innen
Führen Beschwerden durch eine gutartige Prostatavergrößerung zu einer Einschränkung der Lebensqualität, ist in erster Linie die Einleitung einer medikamentösen Therapie indiziert. Hierzu berät Sie vor allem Ihre niedergelassene Urologin oder Ihr niedergelassener Urologe.
2. Operative Therapien
Die vier urologischen Abteilungen von Vivantes: Das Klinikum am Urban (Berlin Kreuzberg), die Klinik im Friedrichshain (Berlin Friedrichshain), das Humboldt-Klinikum (Berlin Reinickendorf) und das Auguste-Viktoria-Klinikum (Berlin-Schöneberg) bilden ein gemeinsames Zentrum zur operativen Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung.
Kommt es unter einer medikamentösen Therapie nach initialer Verbesserung schließlich zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden der gutartigen Prostatavergrößerung, oder sind diese darunter unzureichend gebessert, kann eine Operation notwendig werden.
An unseren vier Standorten werden jedes Jahr mehr als 1000 Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung durchgeführt. Damit gehören wir zu den größten Zentren der operativen Prostata Behandlung in Deutschland.
Nicht jedes operative Verfahren ist für jeden Patienten gleich gut geeignet, da Patienten-spezifische Faktoren, wie z.B. die Größe der Prostata oder auch Begleiterkrankungen, die Effektivität der verschiedenen Operationsmethoden beeinflussen können. Gerne beraten wir Sie individuell, welches Verfahren für Sie das unserer Meinung nach am besten geeignete darstellt.
Hier können Sie einen Beratungstermin vereinbaren:
3. Vorstationäre Untersuchung
Wenn Sie sich zu einer Operation in einer unserer Kliniken entschieden haben, erfolgt ein persönliches Vorgespräch zur Operation und eine Untersuchung. Nach Erfassung Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) werden Ihre Beschwerden zusätzlich mittels von den urologischen Fachgesellschaften anerkannten Fragebögen erfasst (z. B. International Prostate Symptom Score = IPSS).
Neben der Tastuntersuchung der Prostata führen wir zur exakten Größenbestimmung eine Ultraschalluntersuchung durch. Hierbei können auch Nieren, ableitende Harnwege und die Harnblase beurteilt werden.
Des Weiteren erfolgen eine Urin- und eine Blutuntersuchung, bei der unter anderem die Nierenwerte und das prostataspezifische Antigen (PSA) bestimmt werden. Der PSA-Wert kann einen Hinweis auf einen Prostatakrebs geben. Bei erhöhten PSA-Werten kann eine weiterführende Diagnostik mit MRT der Prostata und ggf. eine Prostatabiopsie notwendig sein.
4. Stationärer Aufenthalt
Die Aufnahme ins Krankenhaus erfolgt am Operationstag. Am Ende der Operation erhalten Sie einen Blasenkatheter, über den die Harnblase gespült wird. Am ersten bis dritten Tag nach der Operation wird der Katheter für gewöhnlich entfernt. Mit Ultraschall kontrollieren wir anschließend, dass Sie Ihre Harnblase gut entleeren können. Bei unauffälligem Befund können Sie am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen werden.