Prostatektomie: Entfernung der Prostata
Die chirurgische Entfernung der Prostata ist manchmal der beste Weg, um ein lokal begrenztes Prostatakarzinom möglichst vollständig zu heilen.
Was ist eine radikale Prostatektomie?
Die offene radikale Prostatektomie – also die operative Entfernung der gesamten Prostata – ist die am häufigsten angewandte OP-Methode bei einem lokalisierten Prostatakarzinom.
Das Ziel der Operation ist es, die Prostata und damit den Krebs möglichst vollständig zu entfernen.
Das gelingt am besten, wenn der Krebs die Prostatakapsel noch nicht durchbrochen hat – die angrenzenden Lymphknoten oder andere Organe nicht betroffen sind (T2 in der TNM-Klassifikation).
Für diese örtlich begrenzten Tumoren bietet die radikale Prostatektomie die Chance auf vollständige Heilung!
Auch wo der Prostatakrebs schon über die Prostata hinausgewachsen ist (T3 in der TNM-Klassifikation), kommt die operative Entfernung der Prostata noch infrage. Allerdings müssen in diesem Fall auch mehrere Lymphknoten und Teile des angrenzenden Gewebes entfernt werden.
Damit besteht bei lokal fortgeschrittenen Tumoren ein höheres Komplikationsrisiko, z.B. unvollständige Tumorentfernung, Harninkontinenz, Erektionsstörungen. Auch ist es wahrscheinlicher, dass zusätzliche Behandlungen wie eine Strahlen- oder Hormontherapie notwendig werden.
Was passiert bei einer Prostatektomie?
Bei einer offenen radikalen Prostatektomie entfernt die oder der Chirurg*in die gesamte Prostata – inklusive der Prostatakapsel. Auch die Samenleiter, Samenbläschen und der innere Schließmuskel zwischen der Harnblase und Harnröhre werden herausgeschnitten.
Da die Harnröhre direkt durch die Prostata verläuft, müssen Chirurg*innen sie zunächst durchtrennen. Nach dem Ausschneiden der Prostata werden die beiden Enden der Harnröhre wieder vernäht. Bis diese neue Blase-Harnröhre-Verbindung (Anastomose) verheilt ist, muss ein Blasenkatheter getragen werden.
Gleich nachdem das Prostata-Gewebe entnommen wurde, wird es zur Schnellschnittdiagnostik in das pathologische Labor geschickt. Hier wird sofort geprüft, ob die Schnittränder des Gewebes frei von Krebszellen sind. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen die Chirurg*innen auch noch die Lymphknoten in der Nähe der Vorsteherdrüse und ggf. Teile des angrenzenden Gewebes entfernen.
Operationsmethoden bei der Prostatektomie
Retropubische radikale Prostatektomie
Bei dieser OP-Technik erfolgt der Zugang über einen kleinen Schnitt am Unterbauch. Das Bauchfell wird dabei geschont. Über den retropubischen Zugang können bei Bedarf leicht die Lymphknoten entfernt werden.
Zu den Komplikationen bei diesem Eingriff zählen: ein höherer Blutverlust während der OP und mögliche Infektionen der Wunde am Unterbauch.
Radikale perineale Prostatektomie
Wenn die Entfernung der Prostata über einen Schnitt zwischen Darmausgang und Hodensack erfolgt, nennen Ärzt*innen das perineale Prostatektomie.
Bei dieser Zugangsart ist der Blutverlust zwar geringer, falls aber auch die Lymphknoten entfernt werden müssen, muss zusätzlich ein Schnitt am Unterbauch gemacht werden.
Komplikationen bei einer Prostatektomie
Operationen an der Prostata sind technisch sehr anspruchsvoll: Die Herausforderung für jede*n Operateur*in besteht darin, das feine Netz aus Gefäß-Nerven-Strängen um die Prostata nicht zu verletzen. Denn diese Nervenbahnen sind für die Harnkontinenz und Erektionsfähigkeit zuständig.
Hier kommt die nervenschonende Prostatektomie zur Anwendung. Bei dieser mikrochirurgischen Technik geht es darum, genau diese Nerven-Bündel zu schützen. Um diese Technik zu beherrschen, brauchen Chirurg*innen eine große Behandlungserfahrung – also jahrelanges Training mit einer hohen Anzahl von Patienten.
Versorgungsqualität bei Prostata-OPs
Die Erfahrung der behandelnden Ärztinnen und Ärzte und die Abläufe im OP-Team sorgen für statistisch signifikante Unterschiede im Behandlungsergebnis: So ergab eine Untersuchung der AOK 2015, dass bei den besten urologischen Kliniken höchstens 12 % der Patienten unter Komplikationen litten – im schlechtesten viertel der Krankenhäuser waren 27 % betroffen.
Patienten sei daher ans Herz gelegt, dass sie sich bei Operationen an der Prostata an zertifizierte Prostatakrebszentren wenden. Von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert, sind in Deutschland nur ca. 130 Zentren.
Erholung nach einer radikalen Prostataentfernung
Der Krankenhausaufenthalt bei einer radikalen Prostatektomie beträgt 4–7 Tage.
Da bei einer Prostatektomie der innere Schließmuskel der Blase entfernt werden muss, sollten Sie sich nach der OP auf das Beckenbodentraining konzentrieren. Der Blasenkatheter, der anfangs dafür sorgt, dass die neue Blase-Harnröhre-Verbindung verwachsen kann, wird nach ein paar Tagen gezogen. Danach können Sie mit dem Training des äußeren Schließmuskels beginnen. Wenn dieser Muskel täglich trainiert wird, kann auch er die vorherige Aufgabe des Inneren übernehmen. Im Prostatazentrum Berlin erhalten Sie eine detaillierte Anleitung für diese Beckenboden-Übungen.
Setzen Sie dieses Training in einer 3–5-wöchigen Rehabilitation nach der Prostata-OP fort. Für die Beantragung einer Reha steht Ihnen das Team unseres Sozialdienstes zur Seite.
Insgesamt sollten Sie von einer Heilungsphase von 2–3 Monaten ausgehen: Nicht nur die Naht am Unterbauch muss verheilen, sondern eine Körperfunktion neu erlernt werden – das kostet auch psychisch Kraft. Schonen Sie sich in dieser Zeit. Die kontinuierliche Nachsorge in Ihrer urologischen Praxis und ein unterstützendes Umfeld werden Ihre Heilung fördern.