Inkontinenz nach einer Prostata-OP
Nach einem operativen Eingriff an der Prostata kommt es oft zu einer vorübergehenden Inkontinenz: Der Körper braucht Zeit und Beckenbodentraining, um sich an die Veränderung zu gewöhnen.
Probleme beim Wasserlassen nach einer Prostata-OP
Nach einer Operation an der Prostata erfahren viele Männer eine vorübergehende Inkontinenz. Da die Prostata eng mit dem Harntrakt verbunden ist, gehört es zu jedem Aufklärungsgespräch vor einer Prostata-OP dazu, mögliche Probleme mit dem Wasserlassen nach dem Eingriff zu thematisieren.
Eine postoperative Inkontinenz zählt zu den möglichen Risiken von Operationen wegen Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs. Aber auch eine Strahlentherapie kann die Blasenfunktion einschränken. Das beeinträchtigt die Lebensqualität von Patienten – vorübergehend.
Denn in den meisten Fällen klingt sie in den ersten 6 Monaten nach der OP ab. Und Mann kann auch etwas dagegen tun: Beckenbodentraining, Biofeedback oder auch Vorlagen helfen durch diese schwierige Phase.
Was heißt Inkontinenz?
Inkontinenz bedeutet unwillkürlicher Urinverlust. Man unterscheidet zwischen Belastungs- und Dranginkontinenz. Viele Männer leiden nach einer Prostata-Therapie unter einer zeitweisen Belastungsinkontinenz. Das heißt, dass bei körperlichen Aktivitäten, Husten oder Niesen und beim Hochheben von Gegenständen ungewollt Urin abgeht.
Von einer Dranginkontinenz spricht man, wenn Betroffene häufigen und heftigen Harndrang verspüren, obwohl die Blase kaum gefüllt ist. Auch hier kann der Urin plötzlich nicht mehr gehalten werden. Diese Form der Inkontinenz ist seltener nach Prostata-Behandlungen.
Inkontinenz nach Prostata-OP: anatomische Gründe
Die Vorsteherdrüse sitzt direkt unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre ringförmig. Normalerweise wird die Blase durch drei verschiedene Wege kontrolliert:
- den inneren Schließmuskel der Blase,
- den Druck der Prostata und
- den äußeren Blasenschließmuskel.
Eine Prostata-OP verändert diese Anatomie. Aufgrund der Lage der Prostata müssen bei der Prostatektomie auch Teile der Harnröhre und der innere Blasenschließmuskel entfernt werden. Dadurch ist nach der Operation allein der äußere Schließmuskel für das Harnhalten zuständig. Das stellt für den Körper eine große Umstellung dar! Doch wie alle Muskeln im Körper kann auch der Schließmuskel der Blase gezielt trainiert werden.
Auch nach einer HoLEP-Laser-Operation sind die Strukturen der Blase anders: Da die Prostata hier von innen ausgeschält wird, ist die Harnröhre danach innerhalb der Prostatakapsel frei vom gewachsenen Zellgewebe. Dies ist – nach mitunter Jahren der verengten Blasenwege – eine Umstellung für den Körper! Er reagiert manchmal durch ein zeitweises Fehlverhalten der Harnblase (Blasenhyperaktivität).
Durch eine Strahlentherapie wiederum können sich das Gewebe der Blase und der Schließmuskel entzünden. Manchmal vernarben diese Strukturen auch im Laufe der Zeit. Dies kann zu einer Blasenstörung führen, die das Wasserlassen behindert.
Die Behandlung der Inkontinenz nach einer Prostata-Therapie ist oft ein Schwerpunkt in der Rehabilitation nach einem operativen Eingriff. Bei den meisten Patienten verbessert sich die Inkontinenz im Laufe der Zeit. Bei einigen wenigen verschwindet sie leider nicht wieder ganz oder muss operativ behandelt werden.
OP-Methoden, die das Risiko für Inkontinenz verringern
Dank neuerer OP-Methoden kann das Risiko für Inkontinenz bei Prostata-Operationen gesenkt werden. Zu den wichtigsten Kontinenz-erhaltenden Schritten während einer Prostata-OP im Vivantes Prostatazentrum Berlin zählen:
- Nervenschonendes Operieren: Egal ob bei Ihrer Diagnose eine transurethrale Resektion, eine offene oder laparoskopische Prostatektomie, eine Laser-OP oder eine roboter-assistierte radikale Prostatektomie infrage kommt – die Operierenden im Prostatazentrum Berlin sind darauf spezialisiert, die wichtigen Gefäß-Nerven-Bündel der Blase zu schützen! Durch die hohe Erfahrung unserer Ärzt*innen kann das Gewebe um die Prostata besonders präzise präpariert werden: Das Ziel ist immer, die intrafaszialen Nerven zu erhalten. Denn der Erhalt dieser Gefäß-Nerven-Bündel ist für die postoperative Kontinenz sehr wichtig.
- Bei Prostatakrebs-Operationen achten wir stets darauf, dass ein möglichst langer Harnblasenhals (Einmündung der Harnblase in die Harnröhre) erhalten bleibt. Auch dieser Faktor trägt zu verbesserten Kontinenz-Raten nach einer Prostata-OP bei.
- Außerdem können durch intraoperative Schnellschnitt-Untersuchungen während Prostatakrebs-OPs im besten Falle auch weitere Gewebestrukturen für die Kontinenz erhalten bleiben – wenn es das Ergebnis dieser pathologischen Diagnostik zulässt! Werden am Schnittrand der Prostata doch Krebszellen nachgewiesen werden, muss leider auch das umgebende Nervengewebe entfernt werden – zugunsten der Tumorbehandlung.
Worauf es ankommt: Erfahrung der Ärzt*innen
Das Operieren am Prostatagewebe erfordert ein sehr großes chirurgisches Geschick und jahrelange Erfahrung. Denn die Operateurin oder der Operateur müssen sich Millimeter für Millimeter durch das feine Nervengeflecht um die Prostata herum navigieren. Daher spielt die Erfahrung der Ärzt*innen eine große Rolle für ein Operationsergebnis, das die Strukturen der Harnwege so gut es geht schont.
Bei erfahrenen Operateur*innen liegt das Risiko einer permanenten Inkontinenz durch eine Schließmuskelverletzung bei unter 5 %! Patienten sind daher gut beraten, wenn sie sich für eine Prostata-Behandlung an ein "High-Volume-Zentrum" wenden, also an Kliniken mit sehr großen Behandlungszahlen. In diesen Prostatazentren gibt es aufgrund der hohen Fallzahlen die meiste Expertise.
Inkontinenz-Übungen nach Prostata-OP: Beckenbodentraining für Männer
Eine Garantie auf Kontinenz können auch diese modernen Operationsmethoden nicht geben. Ein Eingriff am Blasentrakt bleibt mit dem Risiko eines Kontinenzproblems verbunden. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Therapieentscheidung gut abwägen – und bei einer Entscheidung für eine Operation auf diese mögliche Komplikation eingestellt sind.
Falls Sie von Inkontinenz betroffen sind: Sie erhalten schon in unserem Berliner Prostatazentrum eine Anleitung zum Kontinenztraining. Und nach dem operativen Eingriff hilft Ihnen eine Reha-Maßnahme und tägliches Beckenbodentraining. Das ist sehr wichtig: Ihr Körper braucht wirklich Zeit und Übung!
Leben mit (vorübergehender) Inkontinenz
Manchmal dauert die Genesung auch etwas länger. Dann heißt es: nicht aufgeben!
Dabei helfen Ihnen ein starker Wille und die Motivation und Hilfe von Familie und Freunden.
Reden Sie offen über die Einschränkungen, die Sie mit Inkontinenz erfahren. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt*innen darüber. Sie können sich auch mit anderen Betroffenen dazu austauschen. Die gegenseitige Unterstützung spielt in Selbsthilfegruppen eine sehr große Rolle.